Nachfolgend ein Kommentar von mir zu diesem Thema. Die Gedanken kamen mir
unter anderem bei dem Beitrag in der NW vom 14.06.2019,
Politik und Meinung, „Vorbereitung für 5G-Netze läuft an“
Glasfaserausbau FttH
Das Thema ist seit einiger Zeit präsent. Bei uns im Ort versucht man mit Glasfaser bis ins Haus (FttH) die Bandbreiten auf einen zeitgemäßen Stand der Technik zu bringen und das ist schon wie „Eulen nach Athen“ tragen. Zumindst sieht es für mich so aus. Sollten doch alle eigentlich hier schreien und sagen, ich bin dabei. Weit gefehlt, es scheint eher so als das man zwar schnelles Internet haben möchte aber sobald es jeden einzelnen Betrifft mit dem bestehenden Angebot eigentlich doch zufrieden ist. Da wo VDSL verfügbar ist kommt bei vielen auch 50MBit/s oder mehr an … Ist das wirklich unser Ziel? 50MBit/s oder leicht darüber? Selbst die Bundesregierung hat erkannt das es nicht reicht.
Wisst Ihr, der Bandbreitenbedarf verdoppelt sich so alle 1-2 Jahre aufgrund der Angebote und technischen Trends. Nur um ein paar Themen zu nennen. Cloud Dienste, IP TV (Entertain) und Streamingdienste. Backup in die Cloud, Bilder dort ablegen, …. ist zumindest in der Generation 15-30 Jahre „state of the art“. Streamingdienste wie Spotify, Netflix, …. runden das Paket ab. Lassen wir alles so wie es ist, werden wir wohl zukünftig bevor wir diese Dienste nutzen in der Nacht davor den Download anstoßen anstatt es direkt zu streamen. Das schafft Zeit um mit realen Menschen mal zu sprechen und ein Bier zu trinken. Wollen wir das wirklich? Planen wann wir welche Sendung sehen, uns die Flexibilität nehmen ad hoc zu entscheiden? Ich nicht.
Viele haben IPTV – oder die Masse kennt es als Entertain aus der Werbung. Eine HD Sendung benötigt ca. 12-15 MBit/s and Bandbreite. Schaut jemand in der Familie ein zweites Programm auf einem anderen Gerät verdoppelt sich die Bandbreite. Mit einem 50MBit/s Anschluß wird es jetzt schon knapp mal gerade etwas herunterzuladen. Schaut noch jemand bei Netflix gleichzeitig rein ist man mit dem Internetsurfen schon in die Zeiten von vor 2010 eingetaucht. Da gab es 16MBit/s – das war damals schnell. Wenn dann zufällig gerade das Backup in die Cloud anläuft muss man sich nicht wundern, wenn aus HD ein Puzzle am Bildschirm wird. Jetzt ist die Bandbreite gerade zum Flaschenhals geworden und es heisst mal wieder „böse T…..“, die schaffen es nicht mal Internet zu mir nach Hause zu liefern. Weit gefehlt – an die eigene Nase fassen und fragen ist Geiz wirklich geil?
So ganz nebenbei, wenn dann noch der Nachbar meint mit „günstigen“ Produkten aus China sein Internet über die Stromleitung mit Gigabit Speed zu schicken, dann kann man von der Geschwindigkeit im Vertrag mit 50MBit/s auch schon mal bei nur 30 MBit/s liegen. Vielen dank an die Globalisierung und die freundlichen Chinesen die sich an die technischen Vorgaben zum Thema EMV und Einstrahlung halten. Im übrigen noch ein Wort zu den 100MBit/s. Wer bekommt denn von den 100MBit/s Kunden wirklich 100MBit/s? Die Antwort ist einfach, die einen DSLAM im Garten haben. Diejenigen die dann 100 Meter entfernt sind bekommen es jedenfalls NICHT mehr. Das liegt nicht an dem Internetprovider, sondern am „alten“ Kupferkabel!
DSL, VDSL, Vectoring V1,…. ist es nicht an der Zeit mal mit dem lösen von technischen Problemen durch neue halbherzige Baustellen aufzuhören? Die Antwort ist Glasfaser. Keine EMV Probleme und Skalierbarkeit auch über 1GBit/s hinaus. Wenn notwendig. Warum ist das so schwer zu verstehen? Ach ja – in dem Paket mit dem Glasfaser Anschluß ist nur eine Telefonnummer dabei, Flatrate ins deutsche Festnetzt gibt es erst ab 400MBit/s, ….. das Angebot vom Kupferkabel Anbieter ist ein paar Euro günstiger, das sind mehere Euro im Jahr. Und auf dem Handy hab ich auch keine Flatrate ins deutsche Netz, womit wir eigentlich gleich mal bei der nächsten Frage sind. Brauch der Privatmann heute eigentlich noch eine Festnetznummer? Es gibt Hotels die keine Telefonanlage mehr betreiben weil sie keiner mehr braucht, ISDN gibt es nicht mehr weil es VoIP gibt. Braucht man einen Festnetzanschluß noch seit es mobile Telefonie gibt, vielleicht nicht heute aber bald. OK – anderes Thema.
5G Netzausbau
Dazu kommt die deutschlandweite Diskussion um das Thema 5G Netzausbau. Man kann sich wirklich fragen was ist hier nur los?
Da lese ich heute in der Zeitung das die Versteigerung abgeschlossen ist. Gut dann kann es ja losgehen, das freut mich natürlich. Mehr als 6 Milliarden haben die 4 Bieter gezahlt. Jetzt ist da sogar ein neuer hinzugekommen. Ob das nun gut oder schlecht ist – warten wir mal bis 2022.
Die Bundesregierung hat das Ziel schnelles Internet bis in die ländlichen Gegenden zu bringen. Das Ziel bis dahin ist sehr gut, denn es fördert die Innovation, schafft vielleicht sogar Arbeitsplätze, mindestens schafft es aber die Möglichkeit für jeden einzelnen dann am Netz der Netze teilzunehmen.
Doch mal Hand auf Herz – was geht hier eigentlich ab? Die Bundesregierung treibt den Netzausbau an, will also bis 2022 99% der Bevölkerung Deutschlands mit min. 100MBit/s drahtlos ins Internet bringen und sucht Partner dafür. Sie können es ja nicht allein machen. Schau ich mir unsere Politiker an und höre denen zu glaube ich auch das diese Entscheidung auf Partner zu setzen richtig ist.
Probleme und Hürden
Wo genau klemmt es dann?
Anstatt die Frequenzen zu verschenken oder für einen geringen Betrag zu verteilen freut man sich nun über ein paar Milliarden mehr. Man versteigert diese und schaukelt auf diese Art und Weise den Preis künstlich nach oben. Das ist so eine Art eBay für Politiker 😉 Diese Ausgaben verbuchen die privaten Partner übrigens als Ausgaben und reduzieren im Gegenzug mal Ihre Steuern und erhöhen die Beiträge für die Kunden – Netzausbau kostet Geld. Damit die Netzbaupartner nun auch noch weitere Hürden bekommen dauert die Beantragung eines 5G Standortes mal bis zu 18 Monate. Und wenn die Behörden nicht die Spaßbremse sind, dann kommen jetzt Bürgerinitiativen die Strahlung nachweisen und Spätfolgen. So nebenbei wir haben 2019 und 2022 wollen die was fertiges aufgestellt haben. Da gab es mal einen Flughafen in Berlin … Erinnerungen werden wach.
Ich frage mich wirklich was geht hier ab? Derjenige der ein Interesse daran hat jede Baumschiene, Roboter, …. und auch die Bevölkerung mit schnellem Funk Internet auszustatten ist das größte Problem in dem Projekt. Andere Länder sind da glaube ich gefühlt weiter und haben einiges Begriffen wo wir hinkommen müssen.
Ganzheitliche Betrachtung
Warum nur sollte man über 5G Netzausbau und Glasfaser mal in einem gemeinsamen Kontext nachdenken?
Mit 5G möchte man Geschwindigkeiten erreichen die an die Gigabit Grenzen kommen. Hat mal jemand darüber nachgedacht wie in eine 5G Basisstation das Internet kommt und mit welcher Geschwindigkeit? Ist die Basisstation an einem 50MBit/s DSLAM Knoten kann die Technik noch so gut sein. Mehr als 50MBit/s macht sie dann aber über Funk wohl auch nicht.
Lösungen wenn auch nicht die LÖSUNG
Nun da wir ein paar Probleme doch kennen und auch die Lösungen dafür, können wir alle doch beginnen sie zu implemntieren.Hier ist für jeden was dabei:
- Glasfaserausbau wird benötigt für die Verteilung des Internets in der Fläche. Das ist die Basis für alle Dienste die mit dem Internet zu tun haben. Dazu gehört übrigens auch Telefonie, denn seit VoIP geht das auch über das Internet 😉 ISDN und analoge Leitungen sind technologisch längst tot
- 5G Ausbau sollte dem Partner nicht schwerer gemacht werden als notwendig. Basisstationen da wo notwendig ist, Genehmigungen zügig erteilen. Max. 3 Monate bis zur Erteilung oder Ablehnung
- Paralleaufbau von 5G Basisstationen vermeiden durch lokales Roaming der 4 Netzbetreiber untereinander zu fairen Konditionen. Das reduziert auch die „Strahlung“ und EMV Verschmutzung
- Akzeptanz der Bürger von neuen Lösungen und Weitsicht in die Zukuft. Auch bis zu einem gewissen Grad Bereitschaft von Investitionen oder mal alternative Wege zu gehen. Bietet der ISP nur eine Telfonnummer, dann gibt es genug freie Anbieter von VoIP Services mit Telefonnummer zu guten Konditionen. Die sind ggf. sogar besser als der ISP Telefonie machen könnte.
- Schwarmintelligenz und Gemeinwohl anstatt die eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen
- …..
Zum Schluß:
Es ist immer einfach auf andere zu zeigen und abseits Kommentare abzugeben. Vielleicht trifft vieles von dem was ich hier im Kommentar schreibe nicht auf jeden zu. Eine 85 alte Person benötigt einen anderen Anschluß, Infrastruktur als jemand der ein Homeoffice hat. Vielleicht hilft es aber einmal über die Situation nachzudenken, so für sich im stillen. Dann zu überlegen wo soll die Reise hingehen. Wo bin ich heute, morgen übermorgen. Was will ich für mich, für meine Familie, Kinder. Was will ich für die Region, für das Land wo ich lebe.
Es geht nunmal nicht ohne Technik und das ist auch nur ein kleiner Bereich aus dem Leben. Aber hier könnte man mit anfassen. Jedes noch so kleine Bausteinchen kann helfen den Technologiestandort Deutschland nach vorn zu bringen. Ein ganz kleines Stück im riesig großen Kuchen!
Schönes Wochenende.
Wer übrigens mal sehen möchte wer was gezahlt hat kann das auf der Seite der BNetzA finden: https://www.bundesnetzagentur.de/_tools/FrequenzXml/Auktion2019_XML/497.html